• Denkmal vor dem Choraltempel
Seit 1991 erinnert im Hof vor dem Bukarester Choraltempel, einer der größten Synagogen der Stadt, ein Denkmal an die rumänischen Opfer des Holocaust. Das Denkmal ist in erster Linie Bukarester Juden gewidmet, die bei dem Pogrom im Januar 1941 ermordet oder 1942 nach Transnistrien deportiert wurden.
Bild:Bukarest, o.D., Historische Ansicht des Choraltempels, Yad Vashem
Bukarest, o.D., Historische Ansicht des Choraltempels, Yad Vashem

Bild:Bukarest, 2006, Die Menora vor dem Choraltempel im Gendenken an die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bukarest, 2006, Die Menora vor dem Choraltempel im Gendenken an die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
In Bukarest lebten 1941 etwa 102.000 Juden, unter ihnen viele Flüchtlinge aus anderen Teilen Rumäniens, die vor der antisemitischen Stimmung im Land in einer großen jüdischen Gemeinde Schutz suchten. Im Januar 1941 versuchte die mit General Ion Antonescu zusammen regierende faschistische Eiserne Garde, durch einen Staatsstreich die alleinige Macht an sich zu reißen. In den chaotischen Tagen des Putschversuchs gingen die Anhänger der Eisernen Garde gezielt gegen Bukarester Juden vor: Sie verhafteten und misshandelten Juden, zerstörten Synagogen und jüdisches Eigentum. Bei dem Pogrom vom 20. bis 24. Januar 1941 kamen etwa 120 Juden in Bukarest ums Leben. Der Choraltempel wurde, wie viele andere Synagogen auch, stark beschädigt. Nach der Niederschlagung des Putschversuchs verschärfte die Regierung Antonescus ihre Judenpolitik: Viele jüdische Männer mussten ab Herbst 1941 Zwangsarbeit leisten, 1942 zwangen rumänische Behörden über 28.000 jüdische Männer zum Arbeitseinsatz. Hunderte von Juden aus Bukarest wurden in das Gebiet Transnistrien, den rumänisch besetzten Teil der Ukraine, deportiert. Dort mussten sie unter katastrophalen Bedingungen in Ghettos und Lagern leben und Zwangsarbeit leisten.
Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage im Krieg änderte gegen Ende des Jahres 1943 die Regierung Antonescu ihre Politik: Die rumänischen Juden wurden entgegen früherer Planungen nicht an die Deutschen ausgeliefert, die nach Transnistrien deportierten, noch lebenden Juden konnten auf Druck der jüdischen Gemeinden ab Ende 1943 in ihre Heimatorte zurückkehren.
Um dem Angriff der Roten Armee auf Rumänien zuvorzukommen wurde Antonescu im August 1944 durch König Michael gestürzt. Rumänien wechselte die Fronten und verbündete sich mit der Sowjetunion.
Bild:Bukarest, o.D., Historische Ansicht des Choraltempels, Yad Vashem
Bukarest, o.D., Historische Ansicht des Choraltempels, Yad Vashem

Bild:Bukarest, 2006, Die Menora vor dem Choraltempel im Gendenken an die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bukarest, 2006, Die Menora vor dem Choraltempel im Gendenken an die Opfer des Holocaust, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Der größte Teil der Bukarester Juden überlebte den Holocaust, da Rumänien die Juden nicht wie geplant an die Deutschen auslieferte und sich nach einem Regimewechsel mit der Sowjetunion verbündete. Mindestens 120 Bukarester Juden kamen jedoch bei dem Pogrom im Januar 1941 um. Tausende jüdische Männer mussten Zwangsarbeit leisten, viele Hundert Juden wurden nach Transnistrien verschleppt. Wie viele Juden aus Bukarest dort starben ist nicht klar. Insgesamt kamen während des Holocaust etwa 285.000 Juden um, die vor dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien lebten.
Bild:Bukarest, Juni 1945, Jüdische Flüchtlinge und Überlebende schlafen im Hof des Choraltempels, Yad Vashem
Bukarest, Juni 1945, Jüdische Flüchtlinge und Überlebende schlafen im Hof des Choraltempels, Yad Vashem

Bild:Bukarest, 2006, Choraltempel mit dem Denkmal im Vorhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bukarest, 2006, Choraltempel mit dem Denkmal im Vorhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Der während des Pogroms beschädigte Choraltempel wurde bereits 1945 renoviert. Im selben Jahr diente die Synagoge als Krankenhaus und Notunterkunft für jüdische Flüchtlinge aus Rumänien und Ungarn. Später wurde die Synagoge wieder für Gottesdienste genutzt. 1947 lebten in Bukarest etwa 150.000 Juden, viele davon waren Flüchtlinge. In den folgenden Jahren wanderten viele Juden nach Israel aus, sodass die Zahl der Gemeindemitglieder stetig sank. Im Jahr 2000 lebten nur noch etwa 3.500 Juden in Bukarest. Im Hof vor dem Choraltempel stellte die jüdische Gemeinde 1991, nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes, ein Denkmal für die Opfer des Holocaust auf. Damit war es eines der ersten Holocaustdenkmäler in Bukarest überhaupt. Es besteht aus einer bronzenen Menora auf einem Sockel. An einer Mauer am Hof der Synagoge sind Gedenktafeln angebracht, die die Zahlen der Opfer in den verschiedenen Regionen Rumäniens dokumentieren.
Bild:Bukarest, 2006, Denkmal mit Gedenkmauer, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bukarest, 2006, Denkmal mit Gedenkmauer, Stiftung Denkmal, Roland Ibold

Bild:Bukarest, 2006, Gedenkmauer mit Opferzahlen auf dem Hof vor der Synagoge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bukarest, 2006, Gedenkmauer mit Opferzahlen auf dem Hof vor der Synagoge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Name
Monumentul de Templul Coral
Adresse
Strada Sfânta Vineri 9-11
Bucureşti
Telefon
+40 (0)21 3131782