• Denkmal für die Opfer des Ghettos
In der ostpolnischen Großstadt Lublin erinnert ein Denkmal an die Juden der Stadt, die während der deutschen Besatzung von der SS zunächst in ein Ghetto gezwungen und ab 1942 in den Vernichtungslagern ermordet wurden.
Bild:Lublin, 1940, Zwei Frauen im jüdischen Viertel, Deutsches Historisches Museum, M. Kirnberger
Lublin, 1940, Zwei Frauen im jüdischen Viertel, Deutsches Historisches Museum, M. Kirnberger

Bild:Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal
Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal
Die Großstadt Lublin ist eine der ältesten Städte Polens und liegt im Osten des Landes. Die Stadt existiert seit dem frühen Mittelalter, bereits ab dem 15. Jahrhundert siedelten sich hier auch Juden an. Lublin wurde zu einem wichtigen Zentrum für Kultur und Handel. Nach einem Brand im 16. Jahrhundert wurde die Stadt im Stil der Renaissance wiederaufgebaut. Zu dieser Zeit wuchs Lublin auch zu einem wichtigen Zentrum jüdischer Kultur heran, in der Stadt gab es eine berühmte Jeschiwa, eine Talmudschule. Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden in Lublin, das bis zur Unabhängigkeit Polens 1918 zu Russland gehörte, viele jüdische Vereine, Organisationen und politische Parteien.
Vor dem deutschen Einmarsch in Polen 1939 lebten in der Stadt etwa 40.000 Juden bei einer Gesamteinwohnerzahl von 122.000. Die jüdische Gemeinde von Lublin war damit eine der größten im Vorkriegspolen. Nach der Besetzung der Stadt mussten die Lubliner Juden Zwangsarbeit leisten und wurden von den Besatzern terrorisiert. Die Führung des SS beschloss im Distrikt Lublin ein Lager einzurichten, in das alle Juden aus dem Generalgouvernement und dem Deutschen Reich deportiert werden sollten. Tausende wurden Richtung Lublin verschleppt, bis die Deutschen das Vorhaben 1941 aufgaben. Im März 1941 mussten etwa 34.000 Lubliner Juden in ein Ghetto umziehen. Von Lublin aus koordinierte der SS- und Polizeiführer die »Aktion Reinhardt«, die die Ermordung aller Juden im Generalgouvernement in Vernichtungslagern zum Ziel hatte. Die SS löste das Lubliner Ghetto im Frühjahr 1942 auf und ermordete die Juden im Vernichtungslager Belzec. Die wenigen übriggebliebenen Juden wurden im Herbst 1942 im Konzentrationslager Majdanek, das sich in einem Vorort von Lublin befand, ermordet.
Bild:Lublin, 1940, Zwei Frauen im jüdischen Viertel, Deutsches Historisches Museum, M. Kirnberger
Lublin, 1940, Zwei Frauen im jüdischen Viertel, Deutsches Historisches Museum, M. Kirnberger

Bild:Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal
Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal
Mindestens 34.000 Juden aus Lublin kamen in den Vernichtungslagern während der »Aktion Reinhardt« ums Leben. Nur wenige hundert Juden aus Lublin überlebten.
Bild:Lublin, 1942, Juden werden aus dem Ghetto deportiert, YIVO Institute
Lublin, 1942, Juden werden aus dem Ghetto deportiert, YIVO Institute

Bild:Lublin, 2004, Gedenktafel für jüdische Waiserkinder, die im März 1942 ermordet wurden, Stiftung Denkmal
Lublin, 2004, Gedenktafel für jüdische Waiserkinder, die im März 1942 ermordet wurden, Stiftung Denkmal
Einige überlebende Juden kehrten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Lublin zurück. Sie gründeten eine jüdische Gemeinde, die bis in die 1970er Jahre bestand. Danach zerfiel die Gemeinde. Heute leben nur noch wenige Juden in der Stadt. 1963, am 20. Jahrestag der Auflösung des Ghettos errichtete die jüdische Gemeinde ein Denkmal zu Erinnerung an die Opfer des Ghettos. Es besteht aus schwarzem Granit und hat die Form eines jüdischen Grabsteins. Am Fuße des Denkmals sind Orte angegeben, an denen Juden aus der Region Lublin ermordet wurden. Die Widmung des Denkmals lautet: »Ehre der ewigen Erinnerung der polnischen Bürger jüdischer Nationalität aus der Woiwodschaft Lublin, die durch die Hitlerfaschisten in den Jahren des Zweiten Weltkrieges bestialisch ihres Lebens beraubt wurden«. Die Widmung wird ergänzt durch ein Zitat auf Polnisch und Jiddisch aus dem »Großen Gesang vom ausgerotteten jüdischen Volk« des Dichters Jizchak Katzenelson (1886-1944): »All meine Toten such ich […] in jedem Haufen Asche« (Übersetzung nach Wolf Biermann).
Das Denkmal stand bis 2006 auf dem »Plac Ofiar Getta« (deutsch: »Platz der Ghettoopfer«), danach wurde es wegen geplanter Bauarbeiten innerhalb des Stadtzentrums umgesetzt. Die Umsetzung bleibt umstritten.
Bild:Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal
Lublin, 2004, Denkmal für die Opfer des Ghettos, Stiftung Denkmal

Bild:Lublin, 2010, Zitat des Dichters Jizchak Katzenelson am Fuße des Denkmals, Stiftung Denkmal
Lublin, 2010, Zitat des Dichters Jizchak Katzenelson am Fuße des Denkmals, Stiftung Denkmal
Name
Pomnik Eksterminacji Ludności Żydowskiej
Adresse
ul. Radziłłowska / ul. Niecała
20-109 Lublin
Web
http://teatrnn.pl/leksykon/artykuly/pomniki-lubelskie-pomnik-eksterminacji-ludnosci-zydowskiej-ofiar-getta/
E-Mail
teatrnn@tnn.lublin.pl
Öffnungszeiten
Das Denkmal und die Gedenktafel ist jederzeit zugänglich.