• Denkmäler für die ermordeten Juden aus Garsden
Die litauische Kleinstadt Garsden (litauisch: Gargždai) war Schauplatz der ersten Massenerschießung von Juden nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941. Mehrere Gedenksteine erinnern an die Opfer.
Bild:Auf der Straße nach Garsden, 1939, Juden aus Memel bei der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Garsden, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
Auf der Straße nach Garsden, 1939, Juden aus Memel bei der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Garsden, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg

Bild:Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
Garsden (litauisch: Gargždai), ein kleiner Ort an der ehemaligen ostpreußisch-litauischen Grenze, liegt 17 Kilometer östlich der Hafenstadt Memel (litauisch: Klaipėda). Am 23. März 1939 kam das 1923 von Litauen besetzte Memelland nach einem deutschen Ultimatum wieder zur Provinz Ostpreußen. Viele Juden aus Memel flohen vor den Nationalsozialisten in das nahe gelegene litauische Garsden.
1940 wurde Litauen und somit auch Garsden gemäß einem deutsch-sowjetischen Geheimabkommen von der Sowjetunion annektiert. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 ermordete die SS-Einsatzgruppe A systematisch Juden im ehemaligen Grenzstreifen zwischen dem Deutschen Reich und Sowjet-Litauen.
In Garsden gab es die erste Massenerschießung von Juden nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion überhaupt. Sie fand am 24. Juni 1941 statt, zwei Tage nach Beginn der Kampfhandlungen. Dieses Massaker wurde jedoch nicht von der SS-Einsatzgruppe A, sondern von Gestapoangehörigen und Polizisten des »Einsatzkommando Tilsit« verübt. Sie erschossen 200 Männer im wehrfähigen Alter sowie eine Frau in Garsden, unter den Opfern waren viele Memeler Juden. Als Vorwand diente der unerwartet starke Widerstand der im Ort stationierten NKWD-Grenzeinheiten am ersten Tag des Angriffs. Einige der überraschten NKWD-Angehörigen kämpften in Zivil, teilweise von Häusern am Westrand des Ortes heraus, die von Juden bewohnt waren. Dadurch konnte bei der Wehrmacht der Eindruck entstehen, die jüdische Zivilbevölkerung habe sich aktiv an den Kämpfen beteiligt.
Es ist anzunehmen, dass die Mordaktion auf Ersuchen der Wehrmacht zurückzuführen ist. Der Führer des Kommandos, der Leiter der Tilsiter Gestapostelle Hans-Joachim Böhme, ließ die Erschießung wiederum nach direkter Rücksprache mit dem Reichsicherheitshauptamt durchführen.
Mitte September 1941 brachten die Deutschen die verbliebenen jüdischen Frauen und Kinder von Garsden in einen Wald bei Vėžaičiai, wo litauische Nationalisten sie ermordeten.
Bild:Auf der Straße nach Garsden, 1939, Juden aus Memel bei der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Garsden, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg
Auf der Straße nach Garsden, 1939, Juden aus Memel bei der Flucht vor den Nationalsozialisten nach Garsden, Ostpreußisches Landesmuseum Lüneburg

Bild:Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
Insgesamt 500 Juden aus Garsden ermordeten Angehörige des »Einsatzkommandos Tilsit« beziehungsweise litauische Nationalisten bei verschiedenen Mordaktionen im Juni und September 1941.
Bild:Garsden, 1940, Juden am Marktplatz ein Jahr vor dem deutschen Einmarsch, George Birman
Garsden, 1940, Juden am Marktplatz ein Jahr vor dem deutschen Einmarsch, George Birman

Bild:Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
Garsden, 2004, Gedenkstein für die Opfer der Massenerschießung am 24. Juni 1941, Stiftung Denkmal
In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Gedenksteine am Ort der Massenerschießung vom 24. Juni 1941 errichtet und mehrfach ausgetauscht. Seit 1989 erinnert ein Gedenkstein aus Granit an die dort ermordeten 201 Juden. Auf der Tafel wird als Zeitpunkt der Tat fälschlicherweise »Juli 1941« angegeben. Am Fuße des Gedenksteins ist auf litauisch der Satz »Hier ist eine unverheilte Wunde im litauischen Boden« eingemeißelt.
In der Umgebung des Dorfes Vėžaičiai stehen bei den Massengräbern mehrere Gedenksteine, die an die etwa 300 im Wald ermordeten jüdischen Kinder und Frauen erinnern.
Bild:Vėžaičiai, 2004, Gedenkstein im Wald  bei Vėžaičiai, Stiftung Denkmal
Vėžaičiai, 2004, Gedenkstein im Wald bei Vėžaičiai, Stiftung Denkmal

Bild:Vėžaičiai, 2004, Nahaufnahme vom Gedenkstein im Wald  bei Vėžaičiai, Stiftung Denkmal
Vėžaičiai, 2004, Nahaufnahme vom Gedenkstein im Wald bei Vėžaičiai, Stiftung Denkmal
Name
Gargždų ir Vėžaičių žydų žudynių vietos ir kapai
Telefon
+370 (8)46 471566
E-Mail
sonatasmat@centras.lt
Öffnungszeiten
Die Gedenksteine sind jederzeit zugänglich.
Angebot
Es finden vereinzelt Gedenkveranstaltungen statt.