• Gedenkanlage im Nationalpark Bialowies
Im Nationalpark Bialowies (polnisch: Białowieski Park Narodowy, weißrussisch: Nazyjanalny park Belaweschskaja puschtscha) erinnert eine Gedenkanlage in der alten Kiesgrube von Podolany an fast 500 Polen, Weißrussen, Russen und Juden, die zwischen 1941 und 1943 durch die deutsche Besatzungsmacht erschossen wurden.
Bild:Bialowies, um 1915, Das Jagdschloss der russischen Zaren, im Sommer und Herbst 1941 Sitz Walter Freverts, Stiftung Denkmal
Bialowies, um 1915, Das Jagdschloss der russischen Zaren, im Sommer und Herbst 1941 Sitz Walter Freverts, Stiftung Denkmal

Bild:Bei Podolany, 2013, Ansicht des Denkmals, Robert Drajok
Bei Podolany, 2013, Ansicht des Denkmals, Robert Drajok
Gleich nach dem Angriff auf die Sowjetunion besetzte die Wehrmacht am 25. Juni 1941 die Urwaldlandschaft Bialowies (polnisch: Białowieża), das frühere Jagdrevier der polnischen Könige und russischen Zaren. Umgehend ließ Reichsmarschall Hermann Göring (1893–1946) das Gebiet für sich als Reichsjagdrevier einrichten, ohne es jemals zu besuchen. Den »Sonderauftrag zwecks Befriedung und Evakuierung des Urwaldes Bialowies« erhielten Oberforstmeister Walter Frevert (1897–1962) sowie Oberstjägermeister und SS-Führer Ulrich Scherping (1889–1958). Sie setzten das Polizeibataillon 322 ein, das allein zwischen dem 25. und 31. Juli 34 Dörfer einkesselte und niederbrannte. Bis zu 7.800 Einwohner wurden »ausgesiedelt« und große Mengen an Nutzvieh beschlagnahmt. Nagels 3. Kompanie tötete bei der »Juliaktion« über 3.400 Personen, darunter fast 700 Juden. Darüber hinaus durchkämmten die Polizisten die Waldlandschaft nach Banden, Wilderern, Plünderern, Partisanen sowie Personen, die kommunistischer Umtriebe verdächtigt wurden, und ermordeten bis Mitte August Hunderte meist polnische und weißrussische Zivilisten. Zwischen dem 9. und 15. August erschossen Angehörige der 3. Kompanie sämtliche jüdischen Männer im Raum Bialowies, fast 350, darunter am 10. August 1941 77 im Alter von 16 bis 45 Jahren in der alten Kiesgrube von Podolany. Hunderte Frauen, Kinder und ältere Menschen wurden verschleppt. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits über 100 Dörfer ausgelöscht. Im harten Winter 1941/42 nahm die Partisanentätigkeit – wie überall im besetzten Ostpolen und Weißrussland – auch in der unzugänglichen Bialowies stark zu. Deutsches Militär und SS gingen mit Razzien, Folterungen, kollektiven Gewaltmaßnahmen und »präventiver Bekämpfung« immer brutaler vor. 1942/43 bekämpften deutsche Kommandos bis zu 5.000 Partisanen. Bis zum Einmarsch der Roten Armee Ende August 1944 führten sie zahlreiche Erschießungen durch. Die Bialowies ist seit Kriegsende zwischen Polen und Weißrussland geteilt.
Bild:Bialowies, um 1915, Das Jagdschloss der russischen Zaren, im Sommer und Herbst 1941 Sitz Walter Freverts, Stiftung Denkmal
Bialowies, um 1915, Das Jagdschloss der russischen Zaren, im Sommer und Herbst 1941 Sitz Walter Freverts, Stiftung Denkmal

Bild:Bei Podolany, 2013, Ansicht des Denkmals, Robert Drajok
Bei Podolany, 2013, Ansicht des Denkmals, Robert Drajok
Auf dem Gebiet des Urwaldes Bialowies erschossen deutsche Einheiten zwischen Juni 1941 und August 1944 Tausende polnische, weißrussische sowie jüdische Zivilisten und löschten Hunderte Dörfer aus. Ebenso wurden zahlreiche Partisanen ermordet. Allein in der alten Kiesgrube von Podolany waren es fast 500 Polen, Weißrussen, Russen und Juden.
Bild:Raum Bialowies, Sommer 1941, Angehörige des Polizeibataillons 322 treiben jüdische Männer zusammen, wahrscheinlich zu deren Erschießung, Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg F 176/13 Nr. 14-24a
Raum Bialowies, Sommer 1941, Angehörige des Polizeibataillons 322 treiben jüdische Männer zusammen, wahrscheinlich zu deren Erschießung, Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg F 176/13 Nr. 14-24a

Bild:Bei Podolany, o.D., Kreuze an der Erschießungsstelle in der ehemaligen Kiesgrube, www.jewish-bialowieza.pl
Bei Podolany, o.D., Kreuze an der Erschießungsstelle in der ehemaligen Kiesgrube, www.jewish-bialowieza.pl
1960 wurde in der Kiesgrube von Podolany ein Denkmal eingeweiht. Im Frühjahr 1982 gestaltete man den Hinrichtungsort zu einer Anlage mit einem zentralen Denkmal in Form des polnischen Adlers um. Am 28. September 1997 wurden während einer Zeremonie in Anwesenheit von Vertretern der Polizei und des Grenzschutzes sowie Anwohnern ein katholisches und ein orthodoxes Kreuz geweiht. Jüdische Symbole gibt es derzeit noch nicht.
Bild:Bei Podolany, 2013, Detailansicht des Denkmals, Robert Drajok
Bei Podolany, 2013, Detailansicht des Denkmals, Robert Drajok

Bild:Bei Podolany, o.D., Inschrift des Denkmals an der ehemaligen Erschießungsstelle, www.jewish-bialowieza.pl
Bei Podolany, o.D., Inschrift des Denkmals an der ehemaligen Erschießungsstelle, www.jewish-bialowieza.pl
Name
Miejsce egzekucji »Żwirownia Jagiellońskie« w Białowieskim Parku Narodowym
Adresse
Podolany II
17-230 Białowieża
Web
http://www.jewish-bialowieza.pl/
Öffnungszeiten
Die Gedenkanlage ist jederzeit zugänglich.