• Gedenkstein für die Neue Synagoge
In der oberschlesischen Großstadt Oppeln (polnisch: Opole) erinnert ein Gedenkstein an die bei den Novemberpogromen 1938 zerstörte Neue Synagoge in der Hafenstraße.
Bild:Oppeln, um 1900, Anblick der Neuen Synagoge, gemeinfrei
Oppeln, um 1900, Anblick der Neuen Synagoge, gemeinfrei

Bild:Oppeln, 2006, Gedenkstein vor dem ehemaligen Standort der Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Oppeln, 2006, Gedenkstein vor dem ehemaligen Standort der Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Das schlesische Oppeln (polnisch: Opole) fiel 1742 an Preußen und wurde in der Folgezeit germanisiert. Eine kleine jüdische Gemeinde existierte bereits seit 1813, ihre erste Synagoge wurde 1840/41 errichtet. Die Zahl der Juden wuchs bis Ende des 19. Jahrhunderts auf etwa 700 bei einer Gesamtbevölkerung von 30.000 an. Ihre Gemeinde war entschieden liberal: 1895 wurde der damals 22-jährige Leo Baeck (1873-1956) Rabbiner in Oppeln, der einer der wichtigsten Vordenker des liberalen Judentums war und später oberster Repräsentant der deutschen Juden wurde. 1897 weihte Baeck die Neue Synagoge in der Hafenstraße am Schlossteich ein. Sie wurde im maurischen Stil mit roten Ziegelsteinen errichtet und galt fortan als eines der Wahrzeichen der Stadt. Die alte Synagoge in der Hospitalstraße wurde somit nicht mehr benötigt und verkauft.
Nach dem Ersten Weltkrieg war die staatliche Zugehörigkeit Oberschlesiens lange umstritten. Im März 1921 fand deshalb eine Volksabstimmung statt, Teile der Region kamen danach zu Polen. In der Stadt Oppeln sprachen sich fast 95% für einen Verbleib bei Deutschland aus, darunter wohl auch die meisten Juden. In den folgenden Jahren wanderten dennoch viele Oppelner Juden aus, nicht zuletzt aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage. Die Tendenz wurde weiter verstärkt nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten 1933.
Auch in Oppeln begingen Anhänger der Nationalsozialisten am Abend des 9. November 1938 ein Pogrom. Sie griffen Juden und jüdische Geschäfte an und zwangen den Rabbiner Hans Hirschberg, die Neue Synagoge eigenhändig in Brand zu setzen. Das Gebäude brannte unter Aufsicht der Feuerwehr vollständig aus. Hirschberg und 12 weitere Juden wurden ins Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert; einige Juden suchten während des Pogroms im polnischen Konsulat Zuflucht.
Zwischen Herbst 1942 und Frühjahr 1943 wurden alle Juden aus der Region Oppeln deportiert, nur wenige von ihnen überlebten den Krieg.
Bild:Oppeln, um 1900, Anblick der Neuen Synagoge, gemeinfrei
Oppeln, um 1900, Anblick der Neuen Synagoge, gemeinfrei

Bild:Oppeln, 2006, Gedenkstein vor dem ehemaligen Standort der Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Oppeln, 2006, Gedenkstein vor dem ehemaligen Standort der Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Die Novemberpogrome läuteten das Ende der jüdischen Gemeinde in Oppeln ein. Viele Oppelner Juden wanderten aus, so dass 1939 nur noch 280 Juden in der Stadt lebten. Ziel der Deportationen aus Oppeln 1942/43 war das Ghettolager Theresienstadt. Fast alle wurden später durch die SS im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mit Giftgas ermordet.
Bild:Oppeln, 1938, Die brennende Synagoge, gemeinfrei
Oppeln, 1938, Die brennende Synagoge, gemeinfrei

Nach dem Potsdamer Abkommen 1945 wurde Oppeln polnisch, die im Krieg stark zerstörte Stadt wurde in Opole unbenannt. Die meisten deutschen Einwohner flüchteten oder wurden vertrieben. Unmittelbar nach dem Krieg ließen sich einige Juden in Oppeln nieder, zur Gründung einer neuen Gemeinde kam es allerdings nicht mehr.
An der Stelle der Synagoge in der Hafenstraße befindet sich seit den 1960er Jahren ein Schulgebäude. 1998, 60 Jahre nach ihrer Zersörung, wurde davor ein Gedenkstein angebracht, die an die Synagoge erinnert. Auf der Gedenktafel stehen in deutscher, polnischer und hebräischer Sprache ein Zitat aus den Psalmen und die Widmung: »"Sie haben Feuer in dein Heiligtum geworfen" – Hier stand die Synagoge, die in der Kristallnacht am 9.11.1938 von den Nazis verbrannt wurde. Menschen werden es nicht vergessen«.
Das Gebäude der bereits 1897 verkauften Synagoge existiert heute noch. Es steht unter Denkmalschutz und wird als Produktionsstätte eines lokalen Fernsehsenders benutzt.
Bild:Oppeln, 2006, Gedenkstein für die Neue Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Oppeln, 2006, Gedenkstein für die Neue Synagoge, wikipedia commons, Pudelek

Bild:Oppeln, 2006, Gebäude der 1897 aufgegebenen Alten Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Oppeln, 2006, Gebäude der 1897 aufgegebenen Alten Synagoge, wikipedia commons, Pudelek
Name
Kamień pamięci dla Nowej Synagogi
Adresse
ul. Księdza Norberta Barlickiego 2 / ul. Piastowska
46-020 Opole
Öffnungszeiten
Der Gedenkstein ist jederzeit zugänglich.