• Mahnmal Bielefeld
In der ostwestfälischen Großstadt Bielefeld erinnert seit 1998 ein Mahnmal an mehrere tausend Juden aus Bielefeld und der Umgebung, die ab 1941 von dort aus in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden.
Bild:Bielefeld, 1939, Der Hauptbahnhof kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-52
Bielefeld, 1939, Der Hauptbahnhof kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-52

Bild:Bielefeld, 2012, Das Mahnmal besteht aus zwei Pulten, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld, 2012, Das Mahnmal besteht aus zwei Pulten, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld liegt in der Region Ostwestfalen am Rande des Teutoburger Waldes. Juden siedelten sich in Bielfeld bereits im 14. Jahrhundert an. Die jüdische Gemeinde wuchs im 19. Jahrhundert stark an, blieb jedoch zahlenmäßig klein. 1933 lebten in Bielefeld etwa 800 Juden bei einer Gesamtzahl von etwa 121.000 Einwohnern.
Die Nationalsozialisten begannen nach der Machtübernahme damit, Juden systematisch vom öffentlichen Leben auszugrenzen und zu diskriminieren. Juden wurden aus ihren Berufen gedrängt, viele schlossen ihre Geschäfte. Von den über 150 jüdischen Läden und Geschäften in Bielefeld waren im Sommer 1938 nur noch etwa achtzig geöffnet. Diese wurden während der Novemberpogrome 1938 zur Zielscheibe der Nationalsozialisten. Am 12. November verschleppten die Nationalsozialisten 406 Juden, davon etwa 40 bis 50 aus Bielefeld, vom Bielefelder Hauptbahnhof aus in das Konzentrationslager Buchenwald. Obwohl sie nach einigen Wochen freigelassen wurden, wanderten viele Bielefelder Juden anschießend aus, die letzten vier jüdischen Geschäfte wurden 1939 »arisiert«.
Ab 1941 begannen die Nationalsozialisten Juden aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Vernichtungslager im besetzten Osten zu deportieren. Die erste Deportation aus Bielefeld fand am 13. Dezember 1941 statt: In den bereits mit Juden aus Münster und Westfalen überfüllten Zug mussten jüdische Familien aus Bielefeld sowie den heutigen Kreisen Ostwestfalen-Lippe und Schaumburg-Lippe zusteigen. An diesem Tag wurden aus der Umgebung von Bielefeld etwa 420 Juden deportiert. Ingesamt neunmal hielten zwischen 1941 und 1945 Deportationszüge am Bielefelder Hauptbahnhof, um Juden aus der Stadt und der Region in die Ghettos und Lager zu schicken.
Bild:Bielefeld, 1939, Der Hauptbahnhof kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-52
Bielefeld, 1939, Der Hauptbahnhof kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-52

Bild:Bielefeld, 2012, Das Mahnmal besteht aus zwei Pulten, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld, 2012, Das Mahnmal besteht aus zwei Pulten, Stadtarchiv Bielefeld
Aus Bielefeld wurden etwa 420 Juden deportiert. Nur wenig mehr als sechzig überlebten Verfolgung, Deportation und Massenmord der Nationalsozialisten. Aus der gesamten Region, dem Regierungsbezirk Minden, aus Lippe und Schaumburg-Lippe wurden insgesamt 1.840 jüdische Männer, Frauen und Kinder verschleppt.
Bild:Bielefeld, 1941, Deportationszug am Hauptbahnhof, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld 1941, Bd. 2, Nr. 20
Bielefeld, 1941, Deportationszug am Hauptbahnhof, Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 300,11/Kriegschronik der Stadt Bielefeld 1941, Bd. 2, Nr. 20

Bild:Bielefeld, 2006, Namen der Deportierten, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld, 2006, Namen der Deportierten, Stadtarchiv Bielefeld
Das Mahnmal mit dem Titel »Jede Ermordete, jeder Ermordete hat einen Namen« wurde am 16. August 1998 auf dem Bahnhofsplatz vor dem Bielefelder Hauptbahnhof eingeweiht. Die Friedensgruppe der Altstädter Kirchengemeinde hatte 1996 den Bau eines Mahnmals angeregt und durch ehrenamtliche Arbeit und Spendensammlungen die Fertigstellung ermöglicht. Die Gestaltung des Mahnmals wurde vom Architekten Hartmut Falkenberg ebenfalls ehrenamtlich ausgeführt: Auf zwei stilisierten Pulten aus Metall sind die Namen von 1.840 Juden aus Bielefeld, dem Regierungsbezirk Minden, aus Lippe und Schaumburg-Lippe eingraviert. Sie wurden vom Bielefelder Hauptbahnhof aus deportiert. Als weiterer Text steht auf den Tafeln auf hebräisch und deutsch der Psalm 78,6: »Auf daß erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder, die geboren werden, daß sie aufstehen und erzählen ihren Kindern«.
Bild:Bielefeld, 2012, »Jede Ermordete, jeder Ermordete hat einen Namen«, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld, 2012, »Jede Ermordete, jeder Ermordete hat einen Namen«, Stadtarchiv Bielefeld

Bild:Bielefeld, 2012, Mahnmal am Hauptbahnhof, Stadtarchiv Bielefeld
Bielefeld, 2012, Mahnmal am Hauptbahnhof, Stadtarchiv Bielefeld
Name
Mahnmal Bielefeld
Adresse
Bahnhofsplatz
33602 Bielefeld
Öffnungszeiten
Das Mahnmal ist jederzeit zugänglich.