• Bronzesoldat
1947 errichteten die sowjetischen Behörden ein Denkmal für gefallene Soldaten der Roten Armee im Zentrum der estnischen Hauptstadt Reval (estnisch: Tallinn). 2007 ließ die estnische Regierung die Statue an eine weniger prominente Stelle umsetzen, worauf tagelange Unruhen folgten.
Bild:Reval, 1943, Blick vom Freiheitsplatz, Bundesarchiv, Bild 146-2004-231, Walter
Reval, 1943, Blick vom Freiheitsplatz, Bundesarchiv, Bild 146-2004-231, Walter

Bild:Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, kalevkevad
Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, kalevkevad
Das seit 1918 unabhängige Estland wurde 1940 gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt von der Sowjetunion annektiert. Die sowjetischen Machthaber überzogen das Land mit Terror. Als die deutsche Wehrmacht 1941 die Sowjetunion angriff und bald darauf Estland besetzte, feierten viele Esten die Deutschen als Befreier. Die Rote Armee eroberte die estnische Hauptstadt am 22. September 1944 kampflos zurück; die deutschen Verbände hatten die Gegend geräumt, um ihrer Einkreisung zuvorzukommen. Estland wurde abermals der UdSSR angegliedert, es folgten Verhaftungen und Deportationen ins Landesinnere der Sowjetunion. In den folgenden Jahrzehnten ließ die sowjetische Führung viele ethnische Russen in Estland ansiedeln, um den Einfluss der Esten im eigenen Land zurückzudrängen. Erst 1991 erlangte Estland seine Unabhängigkeit wieder.
Bild:Reval, 1943, Blick vom Freiheitsplatz, Bundesarchiv, Bild 146-2004-231, Walter
Reval, 1943, Blick vom Freiheitsplatz, Bundesarchiv, Bild 146-2004-231, Walter

Bild:Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, kalevkevad
Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, kalevkevad
Beim Denkmal waren ursprünglich 13 namentlich genannte sowjetische Offiziere begraben.
Bild:Reval, 2006, Der Bronzesoldat an seinem ursprünglichen Standort, Petri Krohn
Reval, 2006, Der Bronzesoldat an seinem ursprünglichen Standort, Petri Krohn

Bild:Reval, 2007, Der bereits abmontierte Bronzesoldat vor seiner Aufstellung am endgültigen Standort, Jens-Olaf Walter
Reval, 2007, Der bereits abmontierte Bronzesoldat vor seiner Aufstellung am endgültigen Standort, Jens-Olaf Walter
Am dritten Jahrestag des sowjetischen Einmarsches ließen die Behörden 1947 mitten im Zentrum der Hauptstadt ein Denkmal für gefallene Rotarmisten errichten. Das Denkmal stellt einen um seine Kameraden trauernden Soldaten mit gesenktem Haupt dar. Um den »Bronzesoldaten« herum wurden 13 sowjetische Offiziere beerdigt, die allerdings auf anderen Kriegsschauplätzen ihr Leben verloren hatten: Die Stadt war ohne Kampfhandlungen in die Hände der Roten Armee gefallen. Nicht zuletzt wegen dieser Geschichtsklitterung empfanden viele Esten die Aufstellung des Denkmals als Provokation und betrachteten es als Symbol für die sowjetische Besatzung.
Nach der Unabhängigkeit Estlands wurde das Denkmal für alle Gefallenen des Krieges umgewidmet. Die Statue wurde jedoch mehr und mehr politisch vereinnahmt und zu einem Symbol des Konflikts zwischen der estnischen Mehrheit und der zahlenmäßig starken russischen Minderheit. Während die Esten die sowjetische Zeit stets als Besatzung ansahen, feierten viele Russen weiterhin demonstrativ den Jahrestag der Eroberung der Stadt am 22. September sowie den 9. Mai als »Tag des Sieges«.
2007 ließ die estnische Regierung die Statue aus dem Stadtzentrum entfernen und an einem Militärfriedhof etwas außerhalb wieder aufstellen. Es folgten tagelange gewalttätige Ausschreitungen und nachhaltige diplomatische Verstimmungen zwischen Russland und dem EU-Mitglied Estland.
Bild:Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, Steven Hannink
Reval, 2007, Der Bronzesoldat am Militärfriedhof, Steven Hannink

Bild:Reval, 2007, Detailaufnahme des Denkmals, Steven Hannink
Reval, 2007, Detailaufnahme des Denkmals, Steven Hannink
Name
Pronkssõdur
Adresse
Söjaväe kalmistu (Soldatenfriedhof), Filtri tee
10138 Tallinn
Telefon
+372(0) 601 4064
E-Mail
siselinna@kalmistud.ee
Öffnungszeiten
Der Militärfriedhof ist Teil des Siselinna-Friedhofs. Dieser ist Montag bis Freitag 9.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.