• Kriegsgräberstätte und Denkmal Golm
Die größte Kriegsgräberstätte Mecklenburg-Vorpommerns befindet sich auf der Ostseeinsel Usedom bei dem kleinen Ort Kamminke. Hier sind auf der höchsten Erhebung von Usedom, dem Golm, Tausende Kriegstote begraben. Sie kamen am 12. März 1945 bei einem Bombenangriff der amerikanischen Luftwaffe auf die benachbarte Hafenstadt Swinemünde (polnisch: Świnoujście) ums Leben. Heute verläuft zwischen Kamminke und Swinemünde die deutsch-polnische Grenze.
Bild:Kamminke,  März 1945, Tote des Bombenangriffs vom 12.März 1945 vor der Beisetzung in Massengräbern, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, März 1945, Tote des Bombenangriffs vom 12.März 1945 vor der Beisetzung in Massengräbern, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Bild:Kamminke, 2006, Kriegsgräberstätte Golm - Skulptur »Die Frierende«, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Kriegsgräberstätte Golm - Skulptur »Die Frierende«, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges hielten sich tausende Flüchtlinge aus Hinterpommern sowie Ost- und Westpreußen in Swinemünde auf. Sie warteten darauf an Bord eines Schiffes zu gelangen, das sie vor der näher rückenden Kriegsfront in Sicherheit bringen sollte. In Swinemünde befand sich ein strategisch wichtiger Militärhafen. Anfang März 1945 kam im Swinemünder Hafen eine »Kampfgruppe« der Kriegsmarine aus Gdingen (damals: Gotenhafen, polnisch: Gdynia) an. Sie bestand aus zwei Panzerkreuzern sowie mehreren Zerstörern und Torpedobooten. Die »Kampfgruppe« sollte die deutschen Soldaten im Kampf gegen die überlegene sowjetische Armee entlasten.
Am 12. März 1945 gegen zwölf Uhr flog die amerikanische Luftwaffe einen Bombenangriff auf die Hafenstadt. Ziel war es, die deutsche Kriegsmarine durch die Zerstörung des Hafens massiv zu schwächen.
Innerhalb einer Stunde zerstörten etwa 670 amerikanische Bomber große Teile der Stadt. Die US-Luftwaffe traf zwar mehrere Schiffe, dennoch war es ihr nicht gelungen, die Hafenanlagen schwer zu schädigen. Viele der abgeworfenen Bomben fielen dagegen im Stadtgebiet. Auch auf den Kurpark von Swinemünde gingen Bomben nieder, wo sich viele Flüchtlinge und Soldaten unter freiem Himmel aufhielten. Zahlreiche verwundete Soldaten, die sich in den überfüllten Lazarettzügen auf dem Bahnhof befanden, fielen ebenfalls den Bomben zum Opfer.
Bild:Kamminke,  März 1945, Tote des Bombenangriffs vom 12.März 1945 vor der Beisetzung in Massengräbern, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, März 1945, Tote des Bombenangriffs vom 12.März 1945 vor der Beisetzung in Massengräbern, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Bild:Kamminke, 2006, Kriegsgräberstätte Golm - Skulptur »Die Frierende«, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Kriegsgräberstätte Golm - Skulptur »Die Frierende«, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Einige Quellen sprechen von mehr als 20.000 Menschen, die bei dem amerikanischen Luftangriff auf Swinemünde ums Leben gekommen seien. Historiker vermuten allerdings, dass die tatsächliche Zahl der Toten bei etwa 4.000 bis 5.000 liege.
Neben den vielen Flüchtlingen zählten auch Einwohner Swinemündes sowie viele Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene zu den Opfern.
Die meisten Leichen setzten Helfer anonym in Massengräbern auf dem Golm bei.
Dort befinden sich außerdem die Gräber von etwa 3.000 Wehrmachtssoldaten. Die Stadt Swinemünde ließ ab 1944 die im örtlichen Lazarett verstorbenen Soldaten auf dem Golm begraben.
Bild:Kamminke, 2006, Auf dem Friedhof,  Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Auf dem Friedhof, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Bild:Kamminke, 2006, Gedenkfeier an der Kriegsgräberstätte Golm, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Gedenkfeier an der Kriegsgräberstätte Golm, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
In der DDR-Zeit waren sich die evangelische Landeskirche und die staatlichen Stellen in der Region uneinig über die angemessene Form des Gedenkens. 1969 fand aus politischen Gründen die Einebnung aller vorhandenen Einzelgräber statt. Dem Rostocker Künstler Wolfgang Eckard erteilten die staatlichen Behörden den Auftrag auf dem Golm eine neue Gedenkanlage zu errichten. Im Ergebnis entstand an zentraler Stelle ein zweigeteilter Rundbau aus Beton. Er trägt die Inschrift: »Dass nie eine Mutter mehr ihren Sohn beweint«.
Vor dem Eingang zum Bau steht die Skulptur »Die Frierende« von Rudolf Leptien. Am Anfang der 1950er Jahre entstanden, wurde sie erst 1984 auf dem Golm aufgestellt.
Am 12. März 1992 wurde die Interessengemeinschaft Gedenkstätte Golm e.V. gegründet. 1995 begann die Interessengemeinschaft mit der Neugestaltung der Kriegsgräberanlage. Ein fünf Meter hohes Holzkreuz sowie in Gruppen aufgestellte symbolische Kreuze und Namenstafeln erinnern seitdem an die Toten auf dem Golm.
Am 1. März 2000 übernahm der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. die Kriegsgräberstätte in seine Trägerschaft. In der Folgezeit entstand auf dem Gelände ein kleines Gebäude in Form eines Pavillons. Hier können sich Besucher der Kriegsgräberstätte Golm in einer Dauerausstellung über die Geschichte der Region im Zweiten Weltkrieg informieren. Seit 2005 unterhält der Volksbund in Kamminke zudem eine eigene Jugendbegegnungsstätte.
Bild:Kamminke, 2006, Rundbau von 1975, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Rundbau von 1975, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Bild:Kamminke, 2006, Blick auf die Kriegsgräberstätte, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Kamminke, 2006, Blick auf die Kriegsgräberstätte, Archiv Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.
Name
Kriegsgräberstätte und Denkmal Golm
Telefon
+49 (0)38376 290 0
Fax
+49 (0)38376 290 68
Web
http://www.jbs-golm.de
E-Mail
info@jbs-golm.de
Öffnungszeiten
Die Kriegsgräberstätte ist jederzeit zugänglich.
Ausstellung täglich 9.00 bis 17.00
Angebot
Dauerausstellung zur Kriegsgräberstätte, Führungen, Friedenspädagogische Projekte für Schulklassen und Jugendgruppen, Quellensammlung zur Kriegsgräberstätte Golm, Archivnutzung (nach Vereinbarung)